Ferien für Leib und Seele – keine Ferien vom lieben Gott!

Quelle: Distrikt Deutschland

Ein Kurzinterview mit Pater Waldemar Schulz

Das Septemberheft schaut zurück auf die Ferienzeit. Die Schulferien sind zu Ende, die Semesterferien an den Universitäten laufen noch. Im Priesterseminar Herz Jesu werden Ende September die „Neuen“ erwartet. Nicht wenige Mitbrüder haben Ferienlager begleitet.

Das Mitteilungsblatt sprach mit Pater Waldemar Schulz, Prior des Priorates Innsbruck im schönen Tirolerland, über die notwendige Erholung für Geist und Körper.

Mitteilungsblatt: Hochwürden, bevor wir dieses Gespräch beginnen, dürfen wir gratulieren. Sie haben in diesem Sommer ihr 40jähriges Priesterjubiläum feiern dürfen.

Pater Waldemar Schulz: Herzlichen Dank für Ihre freundlichen Worte. Ich bin 1983 aus gesundheitlichen Gründen „außerhalb der Reihe“ geweiht worden und blicke mit großer Dankbarkeit auf diesen Tag zurück, an dem mir Erzbischof Lefebvre durch die Auflegung seiner Hände die Gnade des katholischen Priestertums verliehen hat. Noch von der Hand unseres Gründers die Priesterweihe – und übrigens auch alle anderen dem Priestertum vorangehenden Weihen – empfangen zu haben, erfüllt mich stets neu mit großer Freude und – wenn ich das so sagen darf – mit einem gewissen Stolz.

MB: Ferien und Erholung: Sind das auch Themen für die Seelsorge?

Pater Schulz: Aber sicher doch – sogar ein wichtiges! Es gibt die Vergötzung der Arbeit und die der Freizeit. Aber es gibt auch die Hochschätzung des einen wie des anderen, auch der Muße und der Erholung. Im Leben des Zimmermannssohns Jesus, der sich selbst wiederholt zum Gebet und zur Einkehr zurückzieht, ja den Aposteln nach mühevoller Missionstätigkeit sagt: „Kommt her, ihr für euch allein, an einen abgelegenen Ort und ruht ein wenig aus!“ (Mk 6, 31), finden wir beides angedeutet.

Zwei Sprichwörter deuten das Spannungsfeld an: „Müßiggang ist aller Laster Anfang“, aber auch „Wahre Kultur gedeiht nicht, sei es denn auf dem Boden der Muße“. Unter Muße ist freilich nicht etwa Nichtstun und Faulenzen verstanden, sondern Erholung, Erfrischung und ein gewisser Ausgleich für Seele und Leib, die dem Menschen auch ermöglichen, äußerlich wie zu einer Kraftauffrischung und Besinnung, aber auch zu Freude und Erquickung für seinen Körper und den Geist zu gelangen.

Wir sind die Religion der Sonntagsheiligung, die ein göttliches Gebot ist. Stellen wir uns eine Welt vor ohne diese Unterbrechung der Arbeit, 365 Tage im Jahr. Deshalb sollen wir diese gottgewollte Freiheit nutzen, dafür hat sie uns der liebe Gott gegeben.

MB: Machen die Patres der Bruderschaft auch Ferien?

Pater Schulz: Selbstverständlich. Aber keine Ferien vom Priestertum, schon gar nicht vom lieben Gott. Wir besuchen unsere Eltern oder Verwandten, machen Ausflüge, Besichtigungen, gehen wandern. Allerdings gibt es viele unserer Mitbrüder, gerade in den Missionsgebieten, die manchmal mehrere Jahre keine Möglichkeit haben, nach Hause zu kommen. Ich denke auch an unsere tapferen Ordensschwestern, Oblatinnen und Ordensbrüder.

MB: Welchen Ratschlag würden Sie für die kommende Urlaubszeit geben?

Pater Schulz:  Es mag – vielleicht eine Reaktion auf die merkwürdige Ermächtigung vieler Prälaten, wegen des „Klimawandels“ mehr oder weniger kluge Ratschläge zu geben, z.B. keine Flugzeuge mehr zu benutzen etc. – sein, dass da manche auch unserer Gläubigen etwas gereizt reagieren, wenn „der Pater sich auch da noch einmischt“. Aber in der Tat ist es doch ein wichtiger Lebensbereich des Menschen, und der ist nicht aus der göttlichen Leitung der Schöpfung und aus unserer Berufung als Kinder Gottes ausgenommen. Daher fällt es schon auch in die Aufgabe des Priesters, an den „geistlichen Umweltschutz“ zu erinnern. Urlaub ist und darf kein „Urlaub vom lieben Got“t sein, der uns doch in jeder Sekunde unseres Daseins erhält. Man macht sich selbst das Leben leichter, wenn man Gott nicht einfach mal für ein paar Tage oder Wochen ausklammert. Fahren Sie zum Beispiel immer mit Reisesegen in den Urlaub. Das stellt die Unternehmung gleich von Beginn in das richtige Licht.

MB: Es gibt ja auch Angebote der Tradition in den Ferien.

Pater Schulz:  Ich denke sofort hier an die Ferienfreizeiten in Porta Caeli oder in unserem Pilgerhaus in Italien. Viele Mitbrüder und Schwestern geben sich Mühe, ein umfangreiches Ferienprogramm für Kinder zu erstellen. Hinzu kommen die vielen schönen Wallfahrten, die gewissermaßen eine frühe Form des geistlichen Urlaubs bildeten. Für nicht wenige Gläubige bedeutet es auch heute noch wirkliche Erholung. Ich denke auch an die Wallfahrten nach Mariazell, Altötting, Chartres, Tschenstochau oder Lourdes. Oder die Exerzitien – das sind „Erholungsurlaube“ – und bisweilen sogar „Sporturlaube“ – für die Seele.

Wissen Sie, im Alltag nehme ich immer stärker eine Art Medienmissbrauch wahr, nicht nur bei Teenagern, gerade auch bei Eltern oder sogar Senioren. Viele Stunden werden vor dem Internet verschwendet, manchmal sogar unter dem Schein des Guten.

Machen Sie mal Urlaub vom Internet! Das gelingt bei geistlichen Freizeitangeboten besonders leicht und fruchtbringend.

Denken wir aber auch an die vielen Menschen, die keinen Urlaub machen können, weil Sie ein krankes Kind haben, einen Angehörigen pflegen müssen oder sonst ein schweres Kreuz zu tragen haben. Nicht wenige können sich angesichts der hohen Preise einen Urlaub gar nicht mehr leisten.

Wir können, glaube ich, mit einem etwas wachen Blick hier und da jene gerade durch die Begrenzung unseres Mediengebrauches frei gewordenen Mußestunden nützen, um anderen durch unser Zuvorkommen, durch Aufmerksamkeit und Liebe, durch die Zeit oder Hilfe, die wir ihnen schenken – ich will hier gar nicht von „opfern“ reden – Freude und einen nicht geringen Ersatz ihrer vielleicht fehlenden Erholungszeit zu bescheren. Ich denke gerade an eine Familie, die ein älteres Gemeindemitglied in den Ferien mit zur Kirche genommen hat, an Gläubige, die sich um ältere oder kranke Mitgläubige kümmern, die bei Familien aushelfen, wo gerade mal Not am Mann – oder an der Frau – ist. Es gibt da immer viele Gelegenheiten, wenn man das Auge dafür öffnet, öffnen möchte.

Und Sie werden sehen: Nach einer gewissen Anfangsüberwindung werden Sie selbst dabei mehr Freude und Erholung genießen – nebst dem Dank derjenigen, denen Sie beistehen, und dem Segen des Herrn – als wenn Sie vor den Bildschirmen der verschiedensten Couleur ihre Zeit verbracht hätten.

MB: Was soll man machen, wenn man keine heilige Messe vor Ort besuchen kann?

Pater Schulz:  Achten Sie auch auf Ihre geistliche Gesundheit. Ich höre immer wieder: „In den Ferien bin ich in die Pfarrkirche vor Ort gegangen.“ Unser Herrgott will, dass wir durch die alte, überlieferte heilige Messe seinem Sohn die Ehre geben. Das ist das Ziel des Sonntags und des Feiertags. Dadurch erhalten wir in Jesus, unserem Erlöser, Anteil am Heil, am Himmel, an der Kindschaft Gottes. Die Liturgiereform ist eine Revolution gewesen, ein Aufstand gegen die Tradition. Handkommunion und verfälschte Wandlungsworte bleiben auch in den Ferien falsch. Mittlerweile hängen die „Fahnen der Unmoral“ und der synodalen Verirrung vor jeder zweiten Kirche. Wenn Ihnen der Pfarrer dann etwas von den Errungenschaften des II. Vatikanischen Konzils erzählt, dann gehen Sie lieber laufen. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. hat mittlerweile ein Netz von Kapellen aufgebaut, dessen Besuch oft gar nicht so umständlich ist, wie viele meinen.

Ich habe das große Privileg, in einer der schönsten Landschaften der Welt meinen priesterlichen Dienst zu tun, in Tirol. Hier können Sie die Schönheit der Berge erleben und ein lebendiges Priorat – und auch – immer noch, wenn auch leider immer mehr schwindend – in aller Heimatverbundenheit echt katholische Luft!

Denken Sie bei der Wahl Ihres Urlaubsortes auch an die Sonntagspflicht. Die ist ja nicht ausgesetzt. Allerdings kennt das Kirchenrecht auch eine Dispens, die jeder Pater gerne erteilt, damit die Gläubigen ohne Gewissensbisse auch mal Reisen unternehmen und Länder erkunden können, in denen es kein Messangebot gibt. Es sollte aber dies keine ständige Einrichtung werden. Vielmehr sei auch im Urlaub und in den Ferien der Herr mit Ihnen!

Pater Waldemar Schulz wurde in Köln geboren. Er trat ein, als das damalige Institut St. Karl Borromäus in der Schweiz gerade durch das neugegründete Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzkofen ersetzt wurde. 1983 empfing er die hl. Priesterweihe.

Viele Jahre war er Subregens und Lehrer für Kirchengeschichte, Kirchenrecht und Moraltheologie. Neben Seelsorgeaufgaben für das Priorat in Stuttgart war er zeitweise auch als Rektor in unserem damaligen Gymnasium in Diestedde tätig. Von 1997 bis 2020 war er der Prior des Wiener Priorats. Seitdem versieht er seinen priesterlichen Dienst als Prior im Priorat Innsbruck. Er ist ein geschätzter und erfahrener Ratgeber vieler Mitbrüder.